Dienstag, 26. Juli 2011

Ein Blumenhügel für alle Jahreszeiten

In meinem Garten liegt seit einigen Jahren ein Erdhügel. Ich habe damals mehrere Karretten voller Rasenziegel, die von einem Aushub übrig geblieben waren und mit denen ich nichts Besseres anzufangen wusste, zu einem Haufen aufgeschüttet. Bald bedeckte eine dichte Grasnarbe den Haufen.  Der Winter kam, und im ersten Frühjahr sprossen schon ein paar Blümchen aus der vom Schnee zu Boden gedrückten und verkrusteten Grasnarbe.  Danach wucherte auch das Gras wieder, dazu ein paar Brennesseln und die Rosetten grosser Disteln, und packten den Hügel wieder unter sich ein. Im nächsten Jahr dann dominierten die nun aufblühenden Disteln meinen Hügel, doch auch andere Blumen schienen sich darauf überaus wohl zu fühlen. Bald wurde der Hügel zum Geheimtip als Pflanzort für allerlei Gewächse, die ich aus den Gärten von Bekannten anschleppte. Ob Kosmeen, Malven, Königskerzen oder Schafgarben, alles wuchs auf diesem Hügel prächtig. Wir nannten ihn fortan den Blumenhügel. Seit einigen Jahren überlasse ich den Hügel mehr oder weniger sich selber. Trotzdem wandelt er sich von Jahr zu Jahr - und wird von Jahr zu Jahr bunter und artenreicher. Schon haben sich Nachtkerzen, Wermuth, wilder Maioran und viele andere Arten hinzugesellt. So ein Erdhügel ist ein veritables Gartenwunder. Er kann einfach und ohne Geld erstellt werden, braucht kaum Pflege und sorgt jedes Jahr für neue Ueberraschungen: Naturgarten-Kunst im Kleinformat.

1 Kommentar:

  1. "Die Idee, zuerst gute Anfangsbedingungen zu schaffen und dann die Dinge ihren freien Lauf zu lassen, finde ich genial. Wir Menschen wollen immer zu viel eingreifen, zu viel nach unseren Wünschen gestalten, dabei hat alles seinen eigenen Weg und wird wunderschön, wenn es nur zugelassen wird. Was hier mit einem Erdhügel geschieht, kann man auf so vieles übertragen. Sollte nicht zum Beispiel die Natur
    als Ganzes mehr sich selbst überlassen werden? Aber nicht nur die Natur, auch Menschen, Ereignisse und vieles mehr könnten wir doch
    einfach gewähren lassen. Wir haben so weniger zu tun und die Entwicklung, die wir dann beobachten können, ist spannend und schön."

    Jakob Oertli

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